Your Horizon Has Limits Even Holes

Duoausstellung, Scherben, 29.10. – 28.11.2021

Gelegentlich legt sich eine Nebelschicht über den Boden des Ausstellungsraums Scherben. Er zieht sanft durch die Stäbe von Michaela Meises Trans Columns, steigt langsam in die Höhe und setzt sich als weiche Unschärfe vor die Aquarelle aus Markues’ Serie Für die Männer & die Anderen. Es entsteht eine Atmosphäre zwischen Fantasy-Film, Nachtclub und kalkuliertem Effekt, welche die Arbeiten verbindet und gleichzeitig ihre Distanz zum Betrachter spürbar macht. Eine ähnliche Ambiguität kennzeichnet auch die Trans Columns selbst. Die 2009 im Gefolge der globalen Finanzkrise entwickelten Skulpturen verwandeln die Säule, die in der patriarchalen Gesellschaft typischerweise ein Symbol für Stabilität ist, in etwas Bewegliches. Ohne ein Dach, das sie halten müssten, werden sie durchlässig.

In ihren Versuchen, die Gewissheit und Stabilität der Bedeutung in der patriarchalen Gesellschaft zugunsten des Fließenden und Wechselhaften zu untergraben, haben sich sowohl Markues als auch Michaela Meise auf die Schriften der feministischen Psychoanalytikerin und Philosophin Luce Irigaray bezogen. Der Titel der Ausstellung und eines von Markues’ Aquarellen, Your Horizon Has Limits Even Holes, ist ein Zitat aus Irigarays Werk. Durch ihre Aufmerksamkeit für die körperliche Erfahrung und die mit ihr verbundene Wahrnehmung erkennt sie die Besonderheit jedes Einzelnen an, ohne dabei unsere gemeinsamen Verbindungen zu vergessen.

Irigarays Herangehensweise an die Sprache spiegelt sich in Markues’ Aquarellserie Für die Männer & die Anderen wider, die seit 2014 entsteht. In jedem Aquarell ist der Text in der Regel ein Zitat, dessen flüssige Schrift nicht gesprochen werden kann, aber dennoch zugänglich für eine Untersuchung ist. Gestisch, aber antisubjektiv und nüchtern gemalt, hinterfragen die Aquarelle die Konstruktion von Subjektivität durch Form und Inhalt. Da die Sprache vom Anderen kommt, spricht nicht das Subjekt, sondern das Subjekt wird gesprochen. Neben den Aquarellen von Markues hängt ein Keramikrelief von Luce Irigaray, das von Michaela Meise gefertigt wurde.

Es zeigt die Philosophin bei der Lektüre eines Buches – so wie sie es tat, als sie für das Porträt Modell saß. Am 21. November finden im Ausstellungsraum mehrere Lesungen statt. Während der Lesungen werden drei Skulpturen von Michaela Meise als Sitzgelegenheiten installiert: Cheshire Cat und zwei Cheshire Kittens (alle 2013). Die Ausstellung wird außerdem von einem von Monilola Olayemi Ilupeju in Auftrag gegebenen Text mit dem Titel The Lawn begleitet, einer poetischen Collage, die das Konzept der Intuition neu denkt.

Installationsansicht

Your Horizon Has Limits Even Holes

 

– Markues My Shop Is the Face I Front

Installationsansicht

Your Horizon Has Limits Even Holes

 

– Markues We Walk the Same Line

– Michaela Meise Trans Column 8 (beige and blue)

Installationsansicht

Your Horizon Has Limits Even Holes

 

– Michaela Meise Trans Column 4 (copper)

– Michaela Meise Trans Column 7 (pink and brown)

– Markues Don’t Get Mad Get Everything

– Michaela Meise Trans Column 8 (beige and blue)

– Markues The Past Will Catch You Up if You Run Faster

Installationsansicht

Your Horizon Has Limits Even Holes

 

– Markues Your Horizon Has Limits Even Holes

– Markues Über sich selbst hinaus

– Michaela Meise Trans Column 4 (copper)

Installationsansicht

Your Horizon Has Limits Even Holes

 

– Michaela Meise Portrait von Luce Irigaray

– Michaela Meise Trans Column 1 (rust and rose)

– Michaela Meise Trans Column 7 (pink and brown)

– Markues Strong Enough